Der 18. März wird international als der „Tag der politischen Gefangenen“ begangen. Das Datum erinnert an den Aufstand und die Niederschlagung der Pariser Kommune im Jahr 1871. Als ROTE HILFE führen wir zu diesem Tag verschiedene Aktionen und Veranstaltungen durch. In Potsdam möchten wir zusammen mit der Fangruppe SEKTOR M in diesem Jahr auf die Situation in Belarus aufmerksam machen.
Die ehemalige sowjetische Volksrepublik Belarus wurde im Jahr 1991 unabhängig. Die kurze Phase des Aufbruchs in die Freiheit endete im Sommer 1994 als Aljaksandr Lukaschenka unter fragwürdigen Bedingungen zum Präsidenten gewählt wurde. Seitdem transformierte er das Land in eine autokratisch regierte Diktatur, die spätestens nach den Protesten 2020 im Zuge der offensichtlich gefälschten Präsidentschaftswahl und dem russischen Überfall auf die gesamte Ukraine auch von belarusischem* Territorium zum totalitären Vasallen des russischen Imperiums wurde.
Willkür, Folter, Misshandlungen, sexualisierte Gewalt und Verschwindenlassen von Regierungsgegner:innen waren und sind spätestens seit 2020 für die Menschen in Belarus alltäglich. Aktuell gibt es laut der belarusischen* Hilfsorganisation Viasna fast 1500 politische Gefangene im Land. Davon sind ungefähr 10 Prozent Frauen. Ende Januar wurden 84 Personen, unter ihnen zahlreiche Angehörige von politischen Gefangenen, festgenommen.
Die ROTE HILFE Potsdam und SEKTOR M wollen unmittelbar nach dem „Internationen Frauentag“ und anlässlich des „Tag der politischen Gefangenen“ über die Situation in Belarus informieren und wir wollen unsere solidarische Unterstützung für Inhaftierte im Land zeigen. Hierzu laden wir zu einer Lesung von im Verlag edition.fotoTAPETA veröffentlichten Texten gefangener Frauen in den Potsdamer Buchladen SPUTNIK am Mittwoch, den 13. März, um 19:30 Uhr ein. Am Freitag, den 15. März sind wir ab 18 Uhr beim Heimspiel des SV Babelsberg 03. Dort laden wir ein, an inhaftierte Aktivist:innen aus der MTZ-Ripo Fanszene Postkarten zu schreiben. Außerdem sammeln wir Spenden für die Gefangenen.
Kommt vorbei! Informiert euch! Schreibt an die politischen Gefangenen! Seid solidarisch!
*Belarusisch und Russisch sind unterschiedliche Sprachen und beide sind die offiziellen Amtssprachen in Belarus. Belarusisch ist eine alte Schriftsprache. Russisch ist die Sprache der kolonialen Erober*innen und sowjetischen Besetzer*innen, welche die Russifizierung des Landes mörderisch forcierten. Deshalb dominiert trotz formaler Gleichstellung die russische Sprache bis heute und zunehmend in allen Bereichen und Menschen, welche die belarusische Sprache verwenden, werden im Alltag diskriminiert.
Die Verwendung des Adjektivs „belarusisch“ ist dementsprechend eine bewusst sprachpolitische Abgrenzung vom imperialistischen Russland und ein Akt der anti-kolonialen Emanzipation. Für uns ist die Verwendung auch ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen in Belarus, die im Alltag, in politischen Zusammenhängen und auch in den Knästen nur durch die Verwendung des Belarusischen Widerstand gegen das Regime leisten. Aus den genannten Gründen kann und muss es für uns deshalb „belarusisch“ sein.